Von 2005 bis 2014 leitete Schwester Maria Maxwald die österreichische Provinz der Don Bosco Schwestern. Kurz vorher hat sie ihr TZI-Diplom abgeschlossen. Im Gespräch mit dem RCI Institut hat sie erzählt, was ihr die TZI-Ausbildung gebracht hat.
Die ganze TZI-Ausbildung hat mir Raum gegeben an meiner Persönlichkeit zu arbeiten. In meiner Leitung ist mir am hilfreichsten, dass ich sehr viel an meiner eigenen Personwerdung arbeiten durfte. Ich halte die Person für das wesentlichste Leitungsinstrument.
Menschen, die um ihre Stärken wissen und ihre Schwächen nicht um jeden Preis verbergen müssen, sind authentisch. Und ich bin überzeugt, dass Gruppen zuallererst authentische LeiterInnen und erst in zweiter Linie fachlich kompetente Führung brauchen.
Warum das so ist? Die Person überzeugt und nicht das, was jemand sagt oder weiß. Wissen kommt dann an, wenn die Person, die das Wissen vermittelt, auch echt ist. Von daher ist das wichtigste Werkzeug, das ich durch die TZI-Kurse mitbekommen habe, eine gereiftere Persönlichkeit.
Ich habe auch ein gutes Handwerkszeug durch die TZI mitbekommen: Ich tue mir leicht, Sitzungen und Tagungen zu planen, das macht mir im Normalfall keine Angst. Ich habe die TZI-Theorie nicht immer bewusst im Blick, aber das fließt einfach ein, vor allem auch in der Themensetzung; die ist hängen geblieben.
Als ich die TZI kennen gelernt habe, war ich von zwei Punkten fasziniert:
Mir hat das Modell vom Dreieck im Globe geholfen, unsere Ordensgelübde in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Für mich war es sehr spannend zu erleben, wie gut das Modell dafür geeignet war. Es wäre wirklich wert diese Erkenntnis in einem Text auszuformulieren. Vielleicht kommt das dann, wenn mich Leitung nicht mehr so beschäftigt. Also spätestens in der Pension.
Die TZI hat eine andere Sprache als wir im Orden und die beiden miteinander zu verbinden, finde ich interessant. In unseren Ausbildungsdokumenten gibt es zum Beispiel den Begriff der „animazione circolare“. Ich habe darin sehr viel vom Chairpersonprinzip wiedergefunden. Wir meinen mit diesem italienischen Begriff, dass innerhalb einer Gemeinschaft jede die Verantwortung übernimmt, für das was passiert und zur Sprache kommt oder eben auch nicht passiert und nicht zur Sprache kommt. Leitung ist vorhanden durch die Oberin. Und zusätzlich trägt jede Schwester Verantwortung für das Ganze.
Seit vielen Jahren begleitet mich der berühmte Satz von Ruth Cohn: „Wir sind nicht allmächtig, wir sind nicht ohnmächtig, wir sind teilmächtig.“ Wer leitet und überhaupt wer lebt macht immer wieder Ohnmachtserfahrungen. Und da ist es gut, sich daran zu erinnern, dass es einem auch in der Ohnmacht freisteht, eine neue Sichtweise einzunehmen. Manchmal bleiben mir auch noch Handlungsalternativen. Die Freiheit, meine Einstellung zu ändern, bleibt mir in aller Ohnmacht aber immer gegeben.
Grundlegend bleibt für mich aus der TZI-Ausbildung hängen: Grenzen sind erweiterbar. Das finde ich einen ganz wachstumsfördernden Satz, der zu 100% zur Pädagogik Don Boscos passt. Der hat an die jungen Menschen geglaubt, auch wenn sie schwierig waren. Den guten Punkt, hat er gesagt, gibt es in jedem, man muss ihn nur finden. Das ist doch nichts anderes, als bedingungslos daran zu glauben, dass sich junge Menschen entfalten können, also erweiterbare Grenzen haben.