TZI LIVE IM HOSPIZ

Das 4 Faktoren Modell habe ich total internalisiert

Die Pädagogin und Soziologin Ingrid Staubmann aus Graz fand nach Jahrzehnten wieder ihren Weg ins Ruth Cohn Institut. Sie hat TZI im Rahmen ihres Studiums kennen gelernt, die Erfahrungen dieser wenigen Kurse hat ihre Arbeit als Erwachsenenbildnerin geprägt. Ingrid Staubmann arbeitet heute seit vielen Jahren in der Hospizbewegung in der Steiermark.

 

Wie und wo hast Du TZI kennengelernt?

 

Mein erster TZI-Kurs war ein Angebot auf der Uni, noch vor 1980. Ein Herr Riccabona aus Innsbruck hat auf der Erziehungswissenschaft einen Kurs angeboten. Meine nächste Begegnung mit TZI war ein Angebot von Charles Burri aus der Schweiz im Rahmen der Erwachsenenbildung, ein paar Jahre später. Er war eingeladen worden vom Familienreferat der Diözese und was ich bei ihm gelernt habe, habe ich gut gebrauchen können in der Erwachsenenbildung. Bei ihm war es richtig lebendig, auch von den Themen her. Es ging um das Postulat „Sei Deine eigene Chairperson – damals hieß das noch Chairman.“ Und dieser Frage haben wir uns von vielen Seiten her angenähert: wir haben uns z.B. die Geschwisterkonstellationen angeschaut.

Die Zeit damals war stark geprägt von gruppendynamischen Seminaren, die mir nicht so gelegen sind. Da ging es nur um die Gruppe und um die eigenen Befindlichkeiten. Bei der TZI hingegen da gab es ein Thema und es wurde nicht im eigenen Saft geschmort. Was ich dort gelernt habe, war wirklich praktikabel um mit Menschen zu arbeiten

 

 

Du zehrst bis heute von der TZI – wie genau?

 

Ich habe mehrere Fortbildungen zu methodischen Fragen gemacht – da waren sehr viel brauchbare Sachen dabei, aber das System des 4 Faktoren Modells, das habe ich total internalisiert. Wann immer ich auch heute noch in der Hospizarbeit ein Seminar vorbereite, stelle ich mir immer die gleichen Fragen: Was ist der Inhalt? Aus welchen Menschen besteht die Gruppe? Wird der Einzelne genug beachtet, aber nicht zu viel? Und was aus dem Umfeld ist zu berücksichtigen?Das ist bis heute ein Prinzip für mich geblieben.

 

Natürlich habe ich auch ein paar Bücher gelesen, mich mit Theorie befasst, aber vom System her ist mir die TZI am praktikabelsten vorgekommen für jede Art von Vorbereitung mit Erwachsenen. Ursprünglich ist die TZI aus der Therapie gekommen, aber das war nie meine Linie. Mich hat immer Bildung interessiert, mir war Bildungsarbeit wichtig und zwar mit Erwachsenen. Nach dem Studium habe ich sofort versucht in der Erwachsenenbildung Fuß zu fassen, weil ich das Gefühl hatte Erwachsene liegen mir mehr. Die Arbeit mit Menschen, die selber etwas wollen, die denken, die anders wollen als Kinder, das hat mich interessiert. Kinder sind ihrem Wesen nach schon wissbegierig und neugierig, aber es wird ihnen oft ausgetrieben Daher hat mich das System Schule nicht sehr angesprochen.

 

Die Erwachsenenbildung ist deshalb so ein spannender Bereich, weil die Menschen etwas wollen, etwas Neues, aber sie wollen auch mit ihrer Erfahrung und ihren Kenntnissen und ihrem Know How ernst genommen werden. Und diese Vielfalt ist ein ungeheurer Schatz. In einem Hospizkurs hatte ich eine junge Krankenschwester, die sehr tüchtig, freundlich und zugewandt war. Bei der Kleingruppenarbeit wollten alle mit ihr arbeiten, weil die Zusammen so erfreulich war. Sie hatte auch schon Erfahrung im Umgang mit sterbenden Menschen. Und doch, eines Tages beim Thema Trauer, arbeite ich mit Musik und sie fängt hemmungslos zum Weinen an. Als Grund für ihre eigene Traurigkeit hat sie dann angeben, dass sie erkannt hat, wie wenig Lebenserfahrung sie hat und was die anderen schon erlebt haben, wodurch sie schon durchmarschiert sind. Ihr war bewusst geworden, wie schätzenswert Erfahrung und das eigene Erlebte für Menschen ist. Das ist das, was eine Gruppe voneinander hat: die einen haben Wissen, die anderen Erfahrung, die einen sind offener, die anderen sind als Menschen stabiler und alle legen ihre Kompetenzen zusammen.